Vortrag zum Thema „Verantwortung für den Erdball“

Als VdW-Kooperationsschule und dem Interesse, sich für den Erdball einzusetzen, waren in dieser Woche in den Jahrgangsstufen Ef und Q1 in Kooperation mit der Fachschaft Philosophie ehemalige Schüler vom Projekt-Erdball zu Gast am THG und hielten einen Vortrag mit dem Schwerpunkt „Verantwortung für den Erdball“. Sie stellten im Verlauf der Veranstaltung unter anderem das Projekt „Mein Regenwald“ von Chance e.V. vor. Hierbei handelt es sich um ein 200 qkm großes, deutsch-peruanisches Naturschutzgebiet in Amazonien, das in letzter Minute vor der Zerstörung gerettet wurde. Die Schülerinnen und Schüler lernten dabei die Möglichkeit kennen, selbst ein Teil dieses Projektes zu werden, indem sie ihr eigenes Stück Regenwald retten, ihren ökologischen Fußabdruck ausgleichen und viel über die wunderschöne Dschungelwelt mit ihren Pflanzen, Tieren und Menschen erfahren.

Neben dem interessanten Vortrag war auch die anschließende Diskussion für alle sehr gewinnbringend. Wir haben uns sehr gefreut, dass eine solche Veranstaltung stattfinden konnte, und freuen uns auf zukünftige Projekte, um den Erdball zu schützen.

Grußwort zum 10-jährigen Jubiläum des Theodor-Heuss-Gymnasiums Hagen als Kooperationsschule der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW)

28. November 2022

Es ist mir als Ko-Vorsitzenden der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) eine Freude, dem Theodor-Heuss-Gymnasiums Hagen, seinen aktiven SchülerInnen und LehrerInnen zum 10-jährigen Jubiläum als VDW-Kooperationsschule gratulieren zu können.

Es ist angesichts vieler krisenhafter Entwicklungen offensichtlich, dass Sie, die junge Generation, sich mit den komplexen Fragen für eine künftige verantwortliche Weltgestaltung auseinandersetzen müssen, geht es doch um die Sicherung Ihrer eigenen Zukunft. Sich alleine auf die Stärke des Rechts, die Weisheit der Staaten und öffentliche Proteste zu verlassen, genügt heute nicht. Die künftigen globalen Herausforderungen, sei es der zu kontrollierende Klimawandel oder die nukleare Bedrohung, oder auch die Energie- und Ernährungs-problematik brauchen mehr gesellschaftliches, politisches und wissenschaftliches Engagement. Das Erkennen dieser Zusammenhänge beginnt in der Schule und fast alle Fächer können hier einen Beitrag leisten.

Ich bewundere den Weitblick und das Interesse des THG und der Gründungsväter und -mütter dieses Projektes, den Schritt für interdisziplinäre Lehrangebote bereits vor zwanzig Jahren initiiert zu haben. Ich wäre froh gewesen, wenn meine Schule dies in den 1970er Jahren getan hätte. Ein besonderes Lob gilt hier Klaudius Gansczyk, aber auch allen anderen LehrerInnen und SchülerInnen, die in den folgenden Jahren und an den Aktivitäten in Zusammenarbeit mit der VDW teilgenommen haben. Die Zahl der Zukunftsveranstaltungen, Vorträge und Debatten ist eindrucksvoll.  In der Schule sollen wir ja für das Leben lernen, aber das Speichern von Wissen und das bloße Erlernen nur instrumenteller Fähigkeiten alleine genügt heute nicht mehr.

In der VDW vernetzen sich WissenschaftlerInnen aus allen Disziplinen, um Themen zur Verantwortung der Wissenschaft zu diskutieren, die Auswirkungen ihrer Arbeiten auf Natur und Gesellschaft zu studieren und Wege aus der Gefahr zu suchen.  Wissenschaftliche Erkenntnisse und ihre Konsequenzen müssen genau verstanden werden, falschen Tatsachen muss entgegengetreten werden und die Probleme, die sich aus der Entwicklung von Wissenschaft und Technik ergeben, genau identifiziert werden. Diese Erkenntnisse in einen Schulbetrieb einbringen zu können, ist für WissenschaftlerInnen eine Herausforderung und ein Privileg.

Eines der globalen Probleme ist die nukleare Bedrohung, mit der sich die VDW als deutsche Sektion der „Pugwash Conferences on Science and World Affairs“ lange beschäftigt hat.  Im Jahre 1957 haben bedeutende Wissenschaftler wie Otto Hahn oder Werner Heisenberg sich gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr ausgesprochen und einige haben daraufhin die VDW gegründet. Es bleibt festzuhalten: Die nukleare Technologie und die hohen Nukleararsenale sind auch heute noch die einzige Technologie, die den Planeten in seiner modernen Form in 24 Stunden zerstören kann. 1995 hat Pugwash, benannt nach dem ersten Treffen in einem kleinen Fischerdorf in Neuschottland/Kanada und ihr Gründer Joseph Rotblat den Friedensnobelpreis erhalten „für ihre Anstrengungen zur Verringerung des Anteils, den die Nuklearwaffen in der internationalen Politik einnahmen, und längerfristig zur Eliminierung solcher Waffen“. Die erreichten Fortschritte sind leider rückläufig. Der Ukraine-Krieg zeigt nachdrücklich das hohe Eskalationspotenzial von Kriegen auf.  Der russische Präsident hat durch verantwortungslose Drohungen einen Atomwaffeneinsatz wieder ins Spiel gebracht. Nur durch ein Verbot eines atomaren Ersteinsatzes, weitere Abrüstungsschritte und letztlich durch die Abschaffung der Nuklearwaffen selbst wird die Menschheit sicher vor einem Atomkrieg sein. Alleine dagegen zu protestieren, reicht aber nicht. Die VDW hat mit einer neuerlichen Stellungnahme verstärkte diplomatische Bemühungen zur Beendigung des Ukraine-Krieges gefordert sowie die Wiederaufnahme des Abrüstungsdialogs zwischen den USA und Russland.

Das am 9. Juli 1955 veröffentlichte Manifest von Bertrand Russell und Albert Einstein warnte früh vor einer nuklearen Katastrophe. Das folgende Wettrüsten konnte nur mit Mühe und nach gefährlichen Krisen sehr spät eingefangen werden. Die Lektionen des Kalten Krieges sind weitgehend vergessen. Heute stehen wir vor einem neuen gefährlichen Rüstungswettlauf zwischen den USA, China und Russland. Hier die technischen und politischen Hintergründe zu verstehen ist wesentlich, auch für Lehrer und Schüler. Eine Tagung in Tutzing Anfang des nächsten Jahres wird sich der ganzen Komplexität dieser Situation widmen.

Neue hohe Militärinvestitionen werden dazu führen, dass an anderer Stelle, so bei der Bekämpfung des Klimawandels, fehlen.  Der Ukraine-Krieg macht ein großes Risikopotenzial auf verschiedenen Ebenen deutlich: global in Bezug auf die Debatte um die künftige Weltordnung, die Lebensmittelversorgung und die Klimapolitik; regional in Bezug auf die künftige europäische Sicherheits- und Friedensordnung.

Nur wenn die Staaten verstehen, dass es beim Klimawandel nicht um „unser Land zuerst“ gehen kann, sondern alle zusammenarbeiten müssen, können die Ziele der Emissionsreduktion erreicht werden. Das gilt ganz besonders für die Staaten mit der höchsten CO2 Emission, wie USA, China und Indien. Und hier liegt auch das Problem, warum den vielen Worten zurzeit keine effektiven Taten folgen.  Europa könnte jedoch das Wissen um seine Möglichkeiten der Reduktion der CO2-Emission konsequent umsetzen und die Länder unterstützen, die unter den Folgen des Klimawandels besonders leiden. Sie sehen: viele wichtigen Themenfelder und Handlungsansätze für Ihr Mitdenken und künftiges Engagement sind vorhanden.

Ich wünsche den weiteren Aktivitäten des THG und ihren aktiven Protagonisten alles Gute bei ihren zukünftigen Initiativen. Die VDW ist gerne bereit, hier aktiv durch Vorträge und Veranstaltungen mitzuhelfen.

Lassen Sie mich mit dem Leitspruch des Russell-Einstein-Manifestes enden, das zugleich einen guten persönlichen, ethischen Ratschlag enthält: „Remember your Humanity and forget the Rest“.

Götz Neuneck

VdW-Tagung in Berlin

Nach Corona-bedingter Absage der Veranstaltung im November konnte am 29./30. April endlich wieder eine VdW-Jahrestagung in Präsenz stattfinden. Als VdW-Kooperationsschule sind wir mit ehemaligen Schülerinnen und Schülern nach Berlin gefahren, die aktuellen Schülerinnen und Schüler haben abiturbedingt per Video teilgenommen. Schwerpunkt war diesmal die Verantwortung von Wissenschaft für gesellschaftliche Herausforderungen und aktuell die Folgen des Ukraine-Krieges für die internationale Kooperation von Wissenschaft (Programmflyer). Neben den interessanten Vorträgen waren wie immer die abendlichen Diskussionen mit den bedeutenden Wissenschaftlern beim Bier oder Wein besonders gewinnbringend (siehe Fotos). Videos der Vorträge und weitere Informationen zur Veranstaltung gibt es hier.

(H. Thurn.)

Physik LK und Philosophie GK tauschen sich mit Klimaforscher Prof. Graßl aus

Der Physik LK und der Philosophie Grundkurs der Q1 hatten dank der vorhandenen Kooperation mit der VdW die Möglichkeit sich heute per Videokonferenz mit dem Klimaforscher Prof. Hartmut Graßl über die aktuelle Klimasituation auszutauschen. Prof. Graßl hat die Erkenntnisse aus dem aktuellen Klima-Bericht vorgestellt und natürlich aus seinem ereignisreichen Leben berichtet. Anschließend hat er alle Fragen der Schülerinnen und Schüler beantwortet. Es war ein sehr produktives Gespräch mit einem großen Mehrwert für uns am THG! Bei den Schülern hat diese Veranstaltung einen bleibenden Eindruck hinterlassen, weil Hartmut Graßl als Kimaexperte aber vor allem als Mensch beeindruckt.

Der Physik-Nobelpreis, der Klimawandel und das THG

Heute, am 5. Oktober 2021 hat Professor Dr. Klaus Ferdinand Hasselmann den wohl bedeutendsten Wissenschaftspreis verliehen bekommen, den Nobelpreis für Physik. Das Nobelpreis-Komitee hat besonders die Forschungsarbeit für das physikalische Modellieren des Klimas der Erde hervor gehoben. Damit wurde die Grundlage für das Wissen über das Erdklima und den Einfluss des Menschen gelegt.

Nobelpreis-Medaille

Aber wer ist Klaus Hasselmann?

Der zurzeit bekannteste Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber schreibt in seinem Buch „Selbstverbrennung“ (Verlag: C. Bertelsmann): 

Aber mein persönlicher Werdegang als Wissenschaftler wurde von Klaus Hasselmann und seinem charismatischen Mitstreiter Hartmut Graßl beeinflusst. Es stellt eine ganz besondere Auszeichnung dar, wenn man mit solch überragenden Gelehrten zusammenarbeiten und publizieren darf.“

Arbeitsgruppe Klimaforschung (Bengtsson, Graßl, Hassselmann)

Die beiden so hoch gelobten Gelehrten hatten im Jahre 1998 den Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt verliehen bekommen (siehe Foto oben). Bereits vor über 20 Jahren hieß es in der Begründung des Umweltpreises: „Den Direktoren des Max Planck Instituts für Meteorologie Professor Dr. Lennart Olof Bengtsson, Professor Dr. Hartmut Graßl und Professor Dr. Klaus Ferdinand Hasselmann ist es gelungen, solche Klimamodelle zu entwickeln. Damit lassen sich Klimaschwankungen, die wir in den letzten Jahren verstärkt beobachten, besser erklären und zum Teil auch vorhersagen. Ihre Arbeit hat maßgeblich dazu beigetragen, dass heute (Anm.: im Jahre 1998) kaum mehr Zweifel an den menschlichen Einflüssen auf das Erdklima bestehen.“ (Quelle: Deutscher Umweltpreis )

Was hat das Ganze nun mit unserem THG zu tun?

Hartmut Graßl am THG (2017)

Der „charismatischer Mitstreiter“ des neuen Nobelpreisträgers, Professor Dr. Hartmut Graßl hat im Rahmen der Kooperation des THG mit der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler VdW eV. mehrfach unsere Schule besucht und eindrucksvolle Vorträge gehalten. Zuletzt im Jahre 2017 bei einer Zukunftsveranstaltung am THG mit der Schulministerin Yvonne Gebauer und im Jahr 2019 bei der Jubiläumsveranstaltung in der Hagener Stadthalle. So berühmt Hartmut Graßl auch ist, hat er sich auf Veranstaltungen der VdW in Göttingen, Berlin oder Hamburg immer bereit willig und gerne die Zeit genommen, um mit unseren Schülerinnen und Schülern vom THG über globale Zukunftsprobleme zu diskutieren.

Wir am THG sind sehr stolz, einen in jeder Hinsicht herausragenden Menschen wie Hartmut Graßl kenne zu dürfen. (Dr. Holger Thurn)

Hartmut Graßl im Gespräch mit THG-Schüler/-innen (2017)

Erdball-Fans mit neuer Homepage

Aus einigen engagierten Schülerinnen und Schülern des THG ist inzwischen eine generationsübergreifende Bewegung geworden. Zu den Erdball-Fans zählen inzwischen auch Schüler anderer Hagener Schulen und Studierende verschiedener Universitäten, aber auch engagierte Menschen aller Altersstufen weit über Hagen hinaus. Die Stiftung Erdball-Fans (in Gründung) mit dem Schirmherrn Ernst Ulrich von Weizsäcker konnte auch viele namenhafte Unterstützer gewinnen.

Alles weitere auf der neuen Homepage der Erdball-Fans.

THG-Schülerin macht FSJ in Namibia – erster Zwischenbericht

Die THG-Schülerin Paula Thurn hatte 2016 im Rahmen der Namibia AG an der zweiwöchigen Reise nach Namibia teilgenommen. Nicht zuletzt wegen der tiefen Eindrücke dieser Reise entschied sich Paula, nach ihrem Abitur im Sommer 2019 ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Windhoek (Namibia) durchzuführen. Dort unterstützt Sie nun Kinder aus dem Armutsviertel Katutura bei den Schulaufgaben und trainiert sie im Teamsport Basketball.

Nach den ersten zwei Monaten in Windhoek hat Paula nun einen kleinen Zwischenbericht geschickt. Viel Freude bei Lesen.

Neue und alte Erdballfans auf VdW-Tagung in Göttingen

„Nachhaltige Landnutzung“: Das war der Titel der inzwischen 8. Konferenz der Konferenzreihe „Wissenschaft für Frieden und Nachhaltigkeit“, einer Kooperation der Vereinigung deutscher Wissenschaftler (VdW) und der Georg-August-Universität Göttingen sowie der Stiftung Adam von Trott.  Die vielfältigen Programmpunkte im Programm-Flyer  klingen für uns Schüler vielleicht erst einmal sehr spezifisch und wenig lebensnah.

Begrüßung durch Prof. Dr. Hartmut Graßl (VdW-Vorsitzender)

Aber gerade diese Themen haben bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der Bedingungen auf unserem Planeten: „Der Klimawandel und damit einhergehende Wetterschwankungen, die Zunahme von industrieller Landwirtschaft und die gesteigerte Nachfrage nach Lebensmitteln stellen Agrar-und Forstsysteme vor neue Herausforderungen. Was bedeutet nachhaltige Landnutzung im Sinne einer ökologisch, ökonomisch und sozial verträglichen  Perspektive?“

Die Planetarischen Grenzen (Prof. Dr. Teja Tscharntke, Uni Göttingen)

Mit dieser Frage beschäftigten sich am 15. und 16. November zahlreiche Vorträge und Diskussionen in Göttingen. Auch eine zehnköpfige Gruppe des Theodor-Heuss-Gymnasiums war dabei: Acht Schülerinnen und Schüler der Q1 und Q2, davon ein Schüler des ADs sowie Mathe- und Physiklehrer Herr Dr. Thurn, der auch die Kooperation des THGs mit der VdW betreut, und Mathe- und Physikreferendarin Frau Kudla.  Gerade in Hinblick auf den Klimawandel und auch für die Arbeit von Fridays for Future, wo sich einige der Mitgereisten engagieren, war vieles sehr interessant.

Strategietreffen der Erdballfans (die „Neuen“)

Strategietreffen der Erdballfans (die „Alten“)

Konkret waren die Vorträge thematisch durchaus gestreut, knüpften in vielen Punkten aber aneinander an. Zentrale Themen waren zum Beispiel Ernährung, was unter anderem von Havard-Professorin Lindsay Jaacks beleuchtet wurde, Landwirtschaft in den unterschiedlichsten Regionen der Erde und auch Forstsysteme. Geografisch reichte die Spannweite der Themen von den Tropen und Subtropen, beispielsweise Madagaskar, über Nordamerika, konkret die USA, bis nach Europa und Deutschland. Maßnahmen zur Verbesserung der Biodiversität und der Böden wurden ebenso erläutert wie das sogenannte „Waldsterben 2.0“.

Ernährung und CO2 (Prof. Dr. Lindsay Jaacks, Harvard University)

Im Abschlussplenum der Konferenz stellte Prof. Dr. Senja Post außerdem noch Forschungsergebnisse und Anregungen zum Thema „Wissenschaftskommunikation in Nachhaltigkeitsdebatten“ ein und rückte dabei vor allem das Verhältnis zwischen Forschung und Presse in den Fokus. Den endgültigen Abschluss der Konferenz bildete eine Podiumsdiskussion zwischen dem Landtagsabgeordneten der Grünen in Niedersachsen Stefan Wenzel sowie Prof. Dr. Martin Qaim, Professor für Welternährungswirtschaft und rurale Entwicklung an der Universität Göttingen.

NDR-Diskussion mit Prof. M. Qaim (Uni Göttingen) undStefan Wenzel (MdL, DIE GRÜNEN)

Für die Schülerinnen und Schüler, die mitgekommen sind, war dies sicherlich eine beeindruckende Erfahrung. Einige „ältere“ Erdball-Fans, die vor wenigen Jahren am THG ihr Abitur gemacht haben, waren ebenfalls da und so kam auch ein guter Austausch zwischen den „Alten“ und den „Neuen“ zustande. Auch weitere Aktionen am THG in Verbindung mit der VdW-Kooperation wurden besprochen und geplant. Gespräche mit hochkarätigen Wissenschaftlern kamen beim Konferenztreff am Freitagabend nach anfänglicher Schüchternheit ebenso zustande und beeindruckten nachhaltig. Aber auch der Konferenzcharakter mit den Vorträgen und Diskussionsforen zu gleichen Teilen auf Deutsch und Englisch war für viele neu und eine Erfahrung wert.

Erdballfans mit Prof. U. Bartosch (VdW-Beirat)

Erdballfans in Diskussion

(Prof. Dr. Ralf Seppelt – IPBES-Bericht)

Erdballfans fragen nach

Insektensterben (Prof. Dr. Teja Tscharntke, Uni Göttingen)

(Text: Mailin Matthies, Fotos: Holger Thurn)

In der Bildergalerie auf der Homepage der Uni Göttingen finden sich viele weitere schöne Fotos von der Veranstaltung.

Preisverleihung für Erdballfans und Ausbildung zu Klimabotschaftern

Am Samstag, den 24. August 2019, wurde im Neubau des THG der mit 1.000 Euro dotierte Erdballfan-Preis verliehen. Den Preis erhalten Schülerinnen und Schüler bzw. Studierende, die sich intensiv mit globalen Themen unseres Planeten auseinandersetzen und aktiv im Rahmen ihrer Möglichkeiten an Lösungsansätzen mitarbeiten. Der von dem Unternehmer Johannes Rahe gestiftete Preis wurde schon zum zweiten Mal am THG vergeben. Die Preisträger sind diesmal die Jurastudentin Franziska Heinisch (Abitur 2017, Gymnasium Albrecht-Dürer) und Lennart Müller (Abitur 2019, Gymnasium Hohenlimburg), sowie die beiden ehemaligen THG’ler Paula Thurn (Abitur 2019) und der Physik-Student Maximilian Rüger (Abitur 2012). Herzlichen Glückwunsch an alle vier Preisträger.

Im Rahmen der Preisverleihung würdigte der Gründer der Erdballfans Klaudius Gansczyk die besonderen Leistungen der vier jungen Menschen, die sich nicht nur mit dem drängenden Thema Klimawandel intensiv beschäftigen, sondern darüber hinaus mit weiteren sehr relevanten globalen Themen wie globale Gerechtigkeit oder Frieden und Sicherheit. Als Beispiel für die Relevanz dieser weiteren Themen wurde der aktuelle Konflikt zwischen den beiden Atommächten Indien und Pakistan genannt, der bei einer Eskalation hin zu einem begrenzten Atomkrieg globale Auswirkungen haben würde, die die Folgen des Klimawandels bei weitem überschatten würden.

Am gleichen Tag fand im Neubau eine Ausbildung für Klimabotschafter der Allianz für Entwicklung und Klima statt. Dabei handelt es sich um ein Klimaprojekt, das von Prof. Dr. Radermacher initiiert wurde und vom Bundesministerium  BMZ getragen wird. Ziel des Projektes ist es, mit freiwilligen Spenden von Unternehmen und Einzelpersonen Projekte in Entwicklungsländern zu fördern, die zum Schutz des Klimas beitragen und zugleich die Entwicklung in diesen Ländern voranbringen.

Die deutschlandweit ersten vier Klimabotschafter erhielten nach einem langen Prüfungstag ihr Zertifikat. Zukünftig dürfen die vier im Auftrag des BMZ Vorträge zur Gewinnung von Sponsoren halten. Dazu gratulieren wir den „frisch gebackenen“ Klimabotschaftern Lennart Müller,  Maximilian Rüger, dem Informatik-Studenten Amin Abdulrahman (Abitur 2017 am THG) und dem Physik-Studenten Felix Thurn (Abitur 2017 am THG).

Erdballfans for Future – ein persönlicher Erlebnisbericht

Fridays for Future. Das ist mittlerweile jedem ein Begriff. Angeführt von der Initiatorin Greta Thunberg gehen Schüler und Studenten auf der ganzen Welt auf die Straße, um sich für den Klimaschutz einzusetzen. Mit ihren Protesten für eine bessere Zukunft haben die jungen Leute große Bekanntheit erlangt. Nun geht durch die Gesellschaft endlich ein Ruck. Es muss dringend etwas gegen den Klimawandel getan werden. 

Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker über Greta Thunberg

Weniger bekannt sind dagegen die Erdballfans. Sie beschäftigen sich schon seit vielen Jahren mit relevanten globalen Themen – nicht nur mit dem Klimawandel, sondern auch mit Frieden und Sicherheit, globaler Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. 

Auch bei den Erdballfans handelt es sich um eine Gruppe engagierter Schüler und Studenten. Seinen Ursprung hatte das Ganze am Theodor-Heuss-Gymnasium in Hagen (THG). Vor allem im Philosophie-Unterricht wurden neben den Themen aus dem Lehrplan auch große politische und gesellschaftliche Fragen unserer Zeit diskutiert.  Insbesondere dem Lehrer Klaudius Gansczyk – überzeugter Fan unseres Heimatplaneten – gelang es, seine Begeisterung dafür auch an die Schülerinnen und Schüler zu übertragen.

Begeisterte Erdball-Fans aus den THG-Abiturjahrgängen 2009 – 2019 in der Aula der Göttinger Universität mit der Universitätspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Beisiegel, mit Prof. Dr. Jürgen Scheffran und mit dem Club of Rome Präsidenten Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker

Besonders am THG ist in diesem Zusammenhang, dass es die erste Kooperationsschule der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) ist. Neben dem THG gibt es mit dem Gymnasium Hohenlimburg inzwischen  nur eine weitere Kooperations-Schule in ganz Deutschland. Dank dieser einzigartigen Verbindung konnten in den letzten Jahren immer wieder hochkarätige Vertreter aus Wissenschaft und Politik gewonnen werden, die in der Aula des THG bei einer Vielzahl von den jungen Zuhörern einen bleibenden Eindruck hinterließen. Umgekehrt nehmen aktuelle und ehemalige Schülerinnen und Schüler des THG regelmäßig an VDW-Veranstaltungen teil, um dadurch ihren Wissenshorizont zu erweitern. 

So kam auch ich als THG-Schülerin zu den Erdballfans. In den vergangenen vier Jahren durfte ich an einigen solcher Veranstaltungen teilnehmen. Nicht nur in unserer Aula, sondern auch in Göttingen oder Berlin. Auf diesen Veranstaltungen konnte ich eine Menge wichtiger Erkenntnisse mitnehmen. Von manchen dieser Erkenntnisse, die mich persönlich besonders beeindruckt haben, werde ich nun berichten. 

Quasi direkt vor der Tür waren zum Beispiel die Zukunftsveranstaltungen in der Aula. Fasziniert folgten wir den Vorträgen von Prof. Ernst-Ulrich von Weizsäcker im Jahr 2015 und Prof. Hartmut Graßl zwei Jahre später. Besonders in Erinnerung ist mir der Vortrag von Herrn Graßl  geblieben. Der renommierte Klimaforscher sprach zum Thema: „Wissenschaft und Schulwelt tragen Verantwortung für eine enkeltaugliche Zukunft.“ Herr Graßl verdeutlichte, dass es schon einige Erfolge – beispielsweise die Nachhaltigkeitsziele der UN (SDG’s) – gegeben habe, diese jedoch durch die geringe Präsenz in den Medien kaum Bekanntheit erlangt hätten. Außerdem kritisierte er, dass nachhaltige Entwicklung in den Schulen zu wenig gelehrt werde.  „Man braucht mehr Gansczyks!“, waren seine Worte. Der Wissenschaftler appellierte, dass ein stärkeres Bewusstsein für Nachhaltigkeit bei der Bevölkerung nötig sei. Die Bevölkerung müsse mitmachen, erst dann kämen die Politiker. Der Vortrag von 2017 war also ganz im Sinne der heutigen „Fridays for Future“-Bewegung. 

Eine Art Höhepunkt für die Erdballfans ist die jedes Jahr im Herbst stattfindende VDW-Nachhaltigkeitskonferenz an der Uni Göttingen. Fuhren vor einigen Jahren nur einige wenige Schüler für ein Wochenende in die Universitätsstadt, sind es doch mittlerweile weit über 20 Schüler und Studenten, die mit großer Vorfreude dort zusammenkommen. Die Veranstaltung in Göttingen widmet sich jedes Jahr einem – meist hochaktuellem – Thema, welches von den Wissenschaftlern aus den verschiedensten Perspektiven beleuchtet wird. Die Konferenzreihe findet seit 2012 statt und seit 2016 nehme auch ich an den jährlichen Veranstaltungen teil.

Bei meiner ersten Teilnahme lautete das Thema: „Quo vadis Europa? Ein Friedensprojekt am Scheideweg.“ 2016 stimmten die Briten über den Brexit ab und Donald Trump wurde zum US-Präsidenten gewählt. Das Thema der Konferenz war also aktueller denn je. Die dort behandelten Fragen wie „Was bedeuten die US-Wahlen für Europa?“ und „Wie geht man mit der Anti-EU-Stimmung in einigen europäischen Ländern um?“ stellte sich zu diesem Zeitpunkt so gut wie jeder – nicht nur in Göttingen. Diese Themen wurden aus der Sicht von Wirtschaft, Klima und Sicherheit intensiv diskutiert. So verdeutlichte Prof. Jürgen Scheffran – Spezialist für Klima und Sicherheit – beispielsweise, dass die Krisen und Konflikte, sowie der Klimawandel, seit 1989 alle vernetzt seien und stütze diese Aussagen mit einer eindrucksvollen Grafik. Prof. Götz Neuneck – der Experte in der Sicherheitspolitik – stellte dar, dass in einer globalisierten Welt eine Unterscheidung zwischen innerem und äußerem Frieden nicht mehr sinnvoll sei. Zum Schluss der Veranstaltung wurde festgehalten, dass die Zukunft Europas von der Zukunft der EU abhänge. 

Vortragsfolie von Prof. Jürgen Scheffran

Im Folgejahr stand im Mittelpunkt der Göttinger Nachhaltigkeitskonferenz „Die Verantwortung der Wissenschaft zur Aufklärung der Gesellschaft“ mit dem Titel „In Publica Commoda“( = im Interesse der Öffentlichkeit). Zu den Zeiten von Fake News war auch dieses mal wieder ein zeitgemäßes Thema gewählt worden. Die Vortragenden verlangten, dass Nachhaltigkeit zum Handlungsprinzip werden müsse und Wissenschaftler sich der Verantwortung verpflichten müssten. Es sei Vertrauen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft nötig und die Aufgabe der Politik, die Erwartungen beider aufrecht zu erhalten. 

Erdball-Fans in Diskussion

Ein besonderes Ereignis ist dieses jährliche Event jedoch nicht nur wegen der informativen und umfassenden Vorträge und Workshops während der Veranstaltung selbst. Mindestens genauso spannend sind die intensiven Diskussionen mit den Vortragenden und unter den Erdballfans in den Pausen und am Abend. So haben wir im vergangenen Jahr die freie Zeit genutzt, um konzeptionell an dem aktuellen Projekt der Erdballfans zu arbeiten. Im Rahmen des Projekts von Herrn Prof. Radermacher und dem Bundesministerium BMZ werden die Entwicklungsländer dabei unterstützt, CO2 vermindernde und kompensierende Projekte umzusetzen. Die Finanzierung erfolgt durch freiwillige Spenden von Privatpersonen und Unternehmen, die unter anderem auch von den Erdballfans als Klimabotschafter angeworben werden. 

Arbeitsrunde der Erdball-Fans

Die Vorstellung dieses Projekts war auch ein Thema der Jubiläums-Zukunftsveranstaltung im Februar 2019 in der Hagener Stadthalle, an welcher auch der Hagener Oberbürgermeister teilnahm.  Zu diesem Jubiläum sind mit Herrn Weizsäcker, Herrn Graßl und Herrn Radermacher gleich drei renommierte Wissenschaftler angereist. In ihren eindrucksvollen Vorträgen appellierten sie an die junge Generation, sich für die Zukunftsfähigkeit unseres Planeten einzusetzen. 

Neben den jährlichen Nachhaltigkeitskonferenzen in Göttingen findet jedes Jahr auch eine VDW Jahrestagung statt, an welcher ich 2018 in Berlin teilnehmen durfte. Für mich persönlich war dies eine der anspruchsvollsten und zugleich gewinnbringendsten Veranstaltungen. Das Thema im vergangenen Jahr lautete: Sicherheit statt Militarisierung in Europa. So wurde die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Russland und dem Westen seit Ende des Kalten Krieges analysiert. Nach einer vielversprechenden Annäherungsphase hat sich das Verhältnis beider Mächte und die Sicherheit in Europa in den letzten Jahren wieder deutlich verschlechtert. Die Kenntnis dieser Entwicklung war zwingende Voraussetzung, um die aktuelle Sicherheitslage in Europa zu verstehen und mögliche Lösungsansätze zu erarbeiten. Nur das Verstehen solch komplexer Zusammenhänge ermöglicht es, scheinbar belanglose Tagesnachrichten wie den Austritt der USA aus dem INF-Vertrag mit all seinen Auswirkungen auf unser Leben einzuordnen. 

Meine bisher letzte VDW-Veranstaltung war im Sommer 2019 zu Ehren des 80. Geburtstags von Prof. Weizsäcker in Berlin, welche in einem noblen Kongresszentrum direkt am Brandenburger Tor stattfand. Unter den Teilnehmern waren viele prominente Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. Aus dem Fernsehen bekannt sind beispielsweise Bundesumweltministerin Svenja Schulze, der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler sowie der Fernsehmoderator Dr. Eckart von Hirschhausen. Aber auch die Familienunternehmer Alfred Ritter (Rittersport-Schokolade) und Dr. Michael Otto (Otto-Versand) nahmen an der Veranstaltung teil. All diese Persönlichkeiten würdigten das Lebenswerk von Herrn Weizsäcker auf eine sehr persönliche und eindrucksvolle Art. 

Aber fühlt sich ein Schüler auf solchen Veranstaltungen nicht fehl am Platz? Meine Erfahrung ist das genaue Gegenteil. Viele der meist älteren Teilnehmer zeichnen sich durch eine lebenslange Neugier aus. Diese wird auch deutlich in vielen Gesprächen mit uns jungen Leuten, in denen sie etwas über unsere Sicht auf die Welt erfahren wollen. Nicht selten sind sie beeindruckt über das komplexe Verständnis, das sich viele Erdballfans inzwischen erarbeitet haben. Hat man doch in den ersten Veranstaltungen nur einen kleinen Teil verstanden, so kann man sein Gesamtverständnis von der Welt doch Stück für Stück erweitern. 

Das Schönste an den Veranstaltungen mit den Erdballfans ist aber das Zusammensein mit sehr besonderen jungen Menschen, die alle die gemeinsame Vision einer enkeltauglichen Welt teilen. Oder kurz:

Erdballfans for Future.

Bericht von Paula Thurn (THG-Hagen, Abi 2019)

Paula Thurn bei der Zukunftsveranstaltung