Zum dritten Mal wurde Anfang Mai das THG von Schülerinnen und Schülern des Private Gymnasium Windhoek besucht. Auch dieses Mal wohnten die 22 Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren bei den Familien ihrer deutschen Austauschschüler.
Ein Bericht von Tobit Schneider
Normalerweise trennt die Schüler mehr als 8000 km. Doch nach dem Besuch der THG-Schüler um die verantwortlichen Lehrer Victor Nersthaimer, Cathrin Wedell und Tobit Schneider im Frühjahr 2016 waren die Schüler nun wieder für fünf Tage vereint.
Während die THGler in Windhoek die namibische Kultur kennenlernen durften und dabei erlebten, dass der gefallene Regen dort aus Dankbarkeit mit ins Tischgebet eingeschlossen wird, dass der öffentliche Verkehr kaum existent ist und konsequent durch das mütterliche Taxi ersetzt wird, dass die finanziellen Disparitäten innerhalb weniger Kilometer kaum größer sein können, wurde ihnen nun von ihren Austauschschülern während ihres Aufenthaltes in Deutschland bewusst gemacht, was denn eigentlich typisch deutsch ist bzw. den afrikanischen Gästen bis dahin völlig unbekannt war.
So staunten die Gäste aus dem Land der Wüste Namib gleich am ersten Tag im Wetteraner Kletterwald nicht schlecht: Diese hohen Bäume, das saftige Grün am Harkortberg, all das kannten sie bisher noch nicht. Auch die Höhenunterschiede im Kletterwald erwiesen sich als Neuland.
Das anschließende Grillen auf dem Innenhof der Schule glich dagegen fast einem Heimspiel. Das namibische Braii (Grillen auf Africaans) gehört zum festen Bestandteil jeder namibischen Familie. Im Anschluss stand die erste Übernachtung bei den Gastfamilien an. In einigen Fällen bedeutete dies eine Übernachtung mit mehreren anderen bzw. fremden Familien unter einem Dach. Ein seltsames Gefühl für die Gäste aus dem Flächenland Namibia, denen in ihrer Heimat für Wohnungen genügend Raum zur Verfügung steht und Mehrfamilien- und mehrgeschossige Häuser eher fremd sind.
Neue Erfahrungen machten die Schüler der ehemaligen deutschen Kolonie dann am nächsten Morgen. Sie fuhren Bus! Bewundernd stellte ein Gastschüler fest, dass die THGler genau wussten, welchen Bus sie nehmen mussten und wann er abfuhr. Und dann fuhren diese großen Busse auch noch über solch enge Straßen, es glich einem kleinen Abenteuer. Am Abend besuchten einige Schüler gemeinsam eine Abiparty in Hagen (Vofi). Für die namibischen Jugendlichen war der Clubbesuch ohne Eltern eine Premiere. Einen Partyzettel, mit dem sich die Schüler die schriftliche Einverständniserklärung einholen können, gibt es in Namibia noch nicht.
Was es für eine Erfahrung sein muss, aus einem Land mit 2,5 Millionen Einwohnern, etwa halb so viel wie das Ruhrgebiet, bei 2,5 mal so großer Fläche im Vergleich zu Deutschland, zu kommen und dann zu Besuch in Dortmund im über 80 000 Menschen fassenden Signal Iduna Park zu sein, ließ sich am Folgetag leicht an den Gesichtern ablesen. Zurück nach Hagen ging es über die Autobahn. Der Verkehr auf der Autobahn sei wirklich schnell, äußerten die Gäste respektvoll.
Nach dem Besuch in Hagen ging es für die Gruppe auf ihrer Reise weiter nach Köln, wohin unsere deutschen Schüler ihre Gäste noch begleiteten. Der Kölner Dom, so alt, so hoch! Er war mindestens so exotisch wie das deutsche Wetter mit 12 Grad, Wind und Regen. Dankbar für den Regen indes war in Köln nur niemand, aber dankbar für die gemeinsame Zeit mit unseren Freunden aus dem über 8000km entfernten Namibia. Im Februar des kommenden Jahres werden die Rollen erneut getauscht, dann allerdings mit neuen Schülergruppen und so werden weitere Schüler des THGs in die namibische Kultur eintauchen und vielleicht auch die Freude der Einheimischen über einen Regenfall erfahren und verstehen!