Fremde Freunde endlich ganz nah! So lässt sich am besten beschreiben, was sich am Theodor-Heuss-Gymnasium im März 2018 ereignete.
Fast genau zum 20-jährigen Jubiläum der Schulpartnerschaft zwischen der Ècole élémentaire de Waoundé und dem Theodor-Heuss-Gymnasium Hagen durfte die Schulgemeinde des THG am Mittwoch und Donnerstag der letzten Woche eine vierköpfige Delegation begrüßen, die sich im Namen der Partnerschule für die kontinuierliche und langjährige Unterstützung durch die Hagener Schüler und Schülerinnen bedanken wollte.
In der Tat sind in den fast 20 Jahren Partnerschaft viele wichtige Projekte umgesetzt worden: Neben der durchgängigen Finanzierungshilfe beim Kauf von Lern- und Lehrmaterial hat die Schülerschaft des THG durch viele Aktionen (wie dem Verkauf von selbstgebackenem Kuchen an Elternsprechtagen oder am Tag der Offenen Tür sowie durch engagierte Teilnahme am jährlich stattfindenden „Tag für Afrika“ oder jüngst durch einen finanziell ausgesprochen erfolgreichen Sponsorenlauf) die Mittel aufgebracht für die Elektrifizierung der Schule und den Bau und die Ausstattung einer attraktiven Bibliothek – eine ganz große Seltenheit im strukturschwachen Osten des Senegal, wo die Gemeinde und die Eltern nicht die Mittel haben, die Schulen aus eigener Kraft zu sanieren und zu modernisieren.
Die Delegation bestand aus drei Männern, die aus Waoundé stammen, aber schon viele Jahre in München leben und arbeiten, um ihre teilweise noch in Waoundé lebenden Familien zu unterstützen, denn in der Heimat ist seit Jahrzehnten Landwirtschaft als Einkommensgrundlage wegen der Trockenheit und zunehmenden Hitze nicht mehr gesichert. Das vierte Delegationsmitglied war eine Deutschamerikanerin, die die Migrantengemeinde in München dabei unterstützt, auf vielfältige Art Mittel zur Verbesserung vor allem der Bildungssituation in Waoundé aufzutreiben.
Die Delegation brachte einen professionell gemachten Film vom Lernen und Leben in Waoundé mit, der an zwei Tagen fünf unterschiedlich großen Schülergruppen gezeigt wurde. Ergänzt wurde das Programm durch zwei Diaserien zum Thema „Wasser“ und „Das alte und das moderne Waoundé“. Das Gesehene gab Anlass zu angeregten Gesprächen und Nachfragen und die Gäste waren begeistert von dem Interesse und der Höflichkeit der jungen Zuschauer. „Es muss doch eine Freude sein, diese Schüler unterrichten zu dürfen“, meinte ein Delegationsmitglied im Gespräch mit einem der Lehrer.
Die Anerkennung für die viele vorbereitende Arbeit und den kräftezehrenden Einsatz bei fünf Präsentationen vor insgesamt ca. 300 Schülern sowie einer Vorstellung bei der Schulpflegschaft war ein festliches Abendessen in der Bibliothek des Theodor-Heuss-Gymnasiums, das in bester Tradition ein „Gastmahl“ für Bauch und Kopf war: Eine bunte Runde von Schülern, aktiven Lehrern, ehemaligen Lehrern und natürlich der Delegation hatte bei Gerichten aus Mitteleuropa, dem arabischen und dem westafrikanischen Kulturraum Gelegenheit zum Gedankenaustausch und zur Entwicklung neuer Pläne.
Bei der Abfahrt vom Parkplatz wurden die Gäste von ganzen Schülerchören mit Winken und „Auf Wiedersehen“ fröhlich verabschiedet. Für die Schülerschaft des THG war dieser Besuch eine eindrucksvolle Erfahrung, dass Lernen, wie sie es an ihrer Hagener Schule erleben, ein wirklicher Luxus ist.